
26. Juni 1U13. Umschau. Stahl und Eisen. 1063
licher Nachrichten zur Feststellung ihres Alters un-
beriicksichtigt bleiben.
Auf jeden Fali befand sich die Kunst des
Kupolofenschmelzens auf einem hohen Stande,
ais das GuBeisen oder der EisenguB crfunden
wurde. Ohne Kenntnis dieser Bronzeschmelzofen
lassen sich das Feuerwerksbuch, Biringuccios Epi-
gonenwerk und Rćaumurs Angaben iiber Eisen-
schmelzofen nicht richtig einschatzen. Leider
haben die Geschichtschreiber unserer Technik die
Oefen des Theophilus bisher nicht geniigend zum
Vergleich herangezogen.
Imm er mehr kommen wir zu der Erkenntnis, daB
die Erfindung des Eisengusses nur eine billige und
schlechte Nachahmung des Bronzegusses bczweckte
und eine „erfinderische Idee“ nicht aufweist. An
dieser Stelle braucht nicht geschildert zu werden,
welchen EinfluB die Technik des fliissigen Eisens
trotzdem auf die Entwicklung der Eisenindustrie,
ja auf das gesamte Kulturleben gehabt hat.
Umschau.
Lokomotivrahmen aus StahlguB.
Wio E. F. C one im Iron Ago* berichtet, fertigen
dio American Locomotive Company und dio Baldwin
Locomotivo W orks, dio beiden groBten Werko der Ver-
einigten Staaten, die sich m it der H erstellung von Loko
motiyrahm en bofassen, 95 % derselben aus StahlformgiiB
an. Dies ist der beste Beweis dafUr, daB der StahlguB-
rahmon iiber don geschmiedeten Rahmon den Sieg davon-
getragen hat, was insbesondere auf Verbesserungen im
Einform en, iu der Qualitiit des Metalles und ganz besonders
in der W arm ebehandlung des Stahlgusses zuriickzuftthren
keit um 10 bis 15 % zu erhóhen, wie die Zahlentafel 1
zeigt. Dio W armebehandlung des Vanadinstahlgusses
ist jedoch schwieriger ais die des gewohnlichen. Man hat
bisher noch nicht yersucht, dom StahlguB Niekel zuzu-
setzen, trotzdem die Eigenschaften von NickelstahlguB
ganz hervorragendo sind, wio ebenfalls aus Zahlentafel 1
zu ersehen ist (der Nickelgehalt dieser QuaHtat ist leider
nicht angegebon). Der Verfasser befiirwortet die Verwen-
dung von NickelstahlguB. Dio groBo Bedeutung einer
sorgfiiltigon Warmebehandlung des Stahlgusses wird
sodann heryorgehoben. Das Gliihen soli am zweck-
miiBigsten in einem groBen Unterflurgltthofen ausgefiihrt
Zahlentafel 1. •
F e s tig k e its e ig e n s c h a f te n m e h re re r fttr L o k o m o tiy ra h m e n g e e ig n e te r S ta h lfo rm g u B - Q u a iita te n .
M a te r i a ł .........................................................% C
0.25—0,30
0,38—0,42
guG (M itte l a u s
■100 P ro ben )
B r u e h fe stig k e it......................................kg/qm m
45,5—52,7
56,1—63,0 54,7
S tr e c k g re n z o
..........................................
,,
24,7— 27,4 29,2—32,8
32,8
Gesam tdehnung auf 51 mm . . . %
25—35
15—20
22,26
CJuersclinittsyerrainderung . . . . %
40—55
25—35 35,S9
Stroekgrenzo in % der B ruehfestigkeit . . 52
52
60,03
N ickelsta h lg u D
59,5—66,8
35,8—40,0
20—28
35—40
60
Zahlentafel 2. C he m isch e Z u sa m m e n se tz u n g u n d F e s t ig k e its e ig e n s c h a ft e n an y er sc h ie d e n e n
S te lle n zw eier L o k o m o tiy ra h m e n a u s S tah lfo rm g u B .
H i n te r e r
T e il
M itte
Forderer
T eil
Leichter R ahm on ( B ru c h f o s tig k o it
.................................
kg/qm m
53,3
51,5 54,1
C M n Si S
P
J S treckgrenze ......................................
,, 29,6
27.4
29,1
%
% % %
%
I G osam tdohnung in % auf 51 mm
26
19
23
0,28
0,60 0,285 0,044 0.039 l Q uorschnittsvorm inderung in % . 38,8
24,1
43,1
Schw ercr R ahm on:
t B r u c k f e s ti g k iit
.................................
kg/q mm 46,2
44,0
46,1
O M u Si S
p
I Streckgrenzo ......................................
„
25,3
23,8
24,3
of
% % %
%
| Gesam tdohnung in % auf 51 mm
33
15
33
0,24 0,06 0, 271 0,044
0,039
[ Q uersohnittsverm inderung in % . 53,3
32,2 52,5
ist. Die m ittlere chemische Zusammensetzung der ge
wohnlichen Lokomotiyrahmen ist folgende: 0,25 bis
0,3 % C, 0,65 bis 0,7 % Mn, 0,25 bis 0,3 % Si, 0,03 bis
0,04 % S, 0,025 bis 0,035 % P. Neuerdings m acht sich
die Nachfrago nach einer hiirteren Qualitiit m it 0,38 bis
0,42 % C in steigendem MaBe bemerkbar. Die Festig-
keitszahlen der beiden Qualitiiten gehen aus der Zahlen
tafel 1 horvor. Die Gewichtszunahmo der Lokomotive
ist die Ursache fttr die Forderung eines hoheren Kohlen-
stoffgehaltes, doch wcist der Verfasser darauf hin, daB die
Herstellung eines zuyerliissigcn M aterials dieser Zusam
mensetzung auf gewisso Schwierigkeiten stoBt. Einigo
StahlgieBereien gehen dazu ttber, dem Stahl etwa 0,18
bis 0,2 % Vanadin zuzusetzen. Man ist dadureh in
der Lago, bei gleichem Kohlenstoffgehalt die Bruchfestig-
* 1912, 31. Okt., S. 1009/11.
werden, dessen Beheizung m it Gaskohle, Gas oder Oel er-
folgt. Die Gltthtem peratur soli oberhalb des Rekaleszenz*
punktes liegen. Nach einer genugenden Gliihdauer soli eine
langsamo Abktthlung im geschlossenen Ofon erfolgen. Die
Feuerung soli eine allseitige, nicht eine einseitige sein, damit
die W arm e moglichst gleichmaBig yerteilt sei. Der beste An-
haltspunkt zur Beurteilung, ob ein Stiiek zweckmaBig
gegliiht ist oder nicht, ist keineswegs die B etrachtung des
Bruchgefiiges eines angegossenen Probestabe3, sondern
die mikroskopische Untersuchung des GuBstttckes. An
dem Verschwinden der GuBstruktur kann man, wie der
V erfasseran einigenMikrophotographien zeigt,* erkennen,
ob der StahlguB zweckmaBig ausgegliiht worden ist.
* Vgl. O b e rh o f f er : „Ueber die Bedeutung des
Gltthens yon StahlformgiiB", St. u. E. 1912, 30. Mai,
S. S89/93; 26. Sept., S. 1023/4; 1913, 29. Mai, S. S91/6.
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