
10G2 Stali! und Eisen. Die Bedeutung der Bronzekupolófen fiir die Geschichte des Eisengusses. 33. Jahrg. Nr. 20.
bleche (Rohren), so daB die Balgdusen fest darin
ruhen konnen. Dann raaehe iiber dem Topf mit
Steinen und Lehrn ringsherum einen Ofen von
anderthalb FuB Hohe, schmiere ihn innen gleichfalls
mit demselben Lehm aus und bringe brennende
Kohlen lierbei. H ast du dies mit den anderen Tópfen
in glcicher Weise gemacht, so schaffe die Balge und
die Bockc, auf denen sie fest ruhen, lierbei, zwei zu
jeder Rohre, und stolic an jeden Balg zwei kriiftige
Manner.“
Es folgen nun einige bisher nicht zu deutende
Worte iiber eine Yorriehtung aus Eichenholzbalken
zum Stfltzen des Ofenschachtes. — „Nun wage alles
Erz, welches du hast, ab oder aber vier Teile Kupfer
und ein Teil Zinn und teile jedem Ofen eine seiner
GroBe cntsprechende Menge zu. Dann gclic an den
Formofen (in welchem die Glockenform stark erhitzt
wird), liebe den Deokel oben ab und sieh, wie es
steht. Wenn. innen alles in Glut ist, eile zu den
Topfen zuriick und wirf zuerst groBe Kohlen hinein.
Dann lege Stiick fiir Stiick das Kupfer hinein ohne
das Zinn, indem du immer reichlich Kohlen darauf
legend zwisóhenmisóhst. Jetzt werden gliihcnde
Kohlen hineingeworfen, und dann laB die Balge
anfangen zu blasen, erst miiBig, dann mehr und mehr.
Wenn du eine griine Flamme siehst, beginnt das
Kupfer zu schmelzen, alsbald legst du reichlich
Kohlen auf und eilst zum Formofen." Die Form
wird jetzt verdammt, nachdem der Gliihofen ab-
gerissen ist, „solche Arbeit, an solcher Stelle, er-
fordert nicht faule Arbeiter, sondern flinke und
eifrige, damit nicht durch Sorglosigkeit jemandes
entweder dio GuBforni zerbricht oder der Eine den
Andern hindert oder verletzt oder jemand zum Zorn
reizt, was besonders zu verhiiten ist.“ .........
„Dann cile zu den Topfen zuriick, riilire das
Kupfer mit einem langcn trockenen IIolz um und
fiige, wenn du merkst, daB alles geschmolzen ist,
das Zinn hinzu, riilire wieder fleiBig um, daB es sich
gut mischt. Dann brich den Ofen ringsherum ab,
stecke zwei starkę lange Holzer in die Henkel des
Topfes, rufę ernste und in dieser Kunst erfahrene
Manner lierbei, laB sie den Topf mit aller Sorgfalt
aufheben und zur Form tragen. Schopfe Kohlen und
Aschen ab, lege ein „Seihetuch11 (vom Milchseihen
ubertragene Bezeichnung fiir ein Schlackenabstreif-
brett) auf und laB Yorsichtig eingieBen." — So werden
die einzelnen Tópfe einer nach dem andern ein-
gegossen, „bis das Metali im EinguB steht. Wenn
sich dasselbe setzt, gieBt man nach."
T lieo p h ilu s beschreibt nun noch einen fest-
stehenden Schachtofen: „. . . Wenn du diese Arbeit
des mehrfachen Tragens und GieBens vermei.'en
willst, so verschaffe dir einen sehr groBen Topf mit
flachem Boden, mache in ihn eine Oeffnung seitlich
vom Boden und iiberziehe ihn innen und auBen m it
Lehm, wie oben. Hicrauf stelle ihn nioht weiter ais
fiinf FuB von der Form entfernt auf, schlage rings
herum Pfosten ein und lege brennende Kohle hinein.
Wenn er gliilit, verstopfe das Loch mit Lehm, welches
gegen die Form gekehrt ist. selincide vier Balken
zurecht und die Pfosten innen und baue ringsherum
den Ofen(schacht) wie oben. Dann lege das Kupfer
mit den Kohlen und Feuer hinein, stelle drei Gruppen
Balge an und laB kriiftig blasen. Inzwischen hast
du dir eine weite Rinne aus trockenem Holze versehafft
von der Lange, daB sie vom Stichloch bis zum EinguB
der Form reicht. H ast du diese allenthalben und be
sonders oben mit Lehm iiberzogen, so grabę sie so
cin, daB sie dem Erdboden glcich ist, jedoch beim
Topfe etwas hoher liegt, und streue brennende
Kohlen darauf. Alsbald wird das Zinn zugegeben
und das Kupfer, wie oben, mit einem krummen
Eisen, das an einem Holz stark befestigt ist, um-
geriihrt. Dann offne das Loch und lasse flieBen,
wobei die Umstehenden zwei „Seihetucher" lialten.
Dabei verfahrst du wie oben. Wenn die Form voll
ist und noch Erz im Topfe blieb, so bringe einen Lelim-
klumpen auf die Spitze eines diclcen Holzes und
stopfe ihn fest vor das Loch, um es zu verschlicBcn.u
Die zerlegbaren Kupolofen des Theophilus ent-
sprechen vollig denjenigen, welche R ćau m ur* ais
Eisenschmelzofen der herumziehenden GieBer (Zi-
gcuner**), und welche V a le riu s f ais bclgische
Pfannenofen beschreibt. Ein Unterschied besteht
insofern, ais der Schacht bei den neueren Oefen
arm iert und wieder yerwendbar ist. Dagegen ist
der Ofen des Theophilus durch seine Vielheit der
Diisen den modernen Bauarten naiier verwandt.
Noch moderner ist der groBe Ofen mit seinem ge-
panzerten Eisenkasten.
Schwerlicli sind die Benediktinermonche des
friihen Mittelalters die Erfinder des Bronzeschmelzens
im Schachtofen gewesen. Hier diirfte eine Fortdauer
der klassischen Kultur aiizunehmen sein. Die cliine-
sischen Schachtofen mogen wegen Mangels urkund-
* R e a u m u r: L ’art do convertir le fer forgć en acier
et Part d ’adoucir lo for fondu ou de fairo des ouyrages de
fer fondu aussi finis que do fer forge. Paris 1722. Vgl.
A. L e d eb u r : Uober das Kupolofonschmelzen in alter und
neuor Zeit. St. u. E. 1885, Miirz, S. 121 ff.
** Nach R ic h a rd A n d re e : Dio M etalle beid en N atur-
volkern. Leipzig 1884, S. 81, schildert S im s o n in seiner
H istory of the Gipsies, London 1865, S. 234, dio Schmelz-
ofen der schottischen Zigeuner folgendermaBen: Aus
Steinen, Rasonstueken und Ton wird ein runder Ofen
von 80 cm Hohe u n d 40 cm Durehmesser hergestellt, der
auf der AuBenseite bis oben hin sorgfiiltig m it einem
Mortel aua Ton verklcidct wird. Am Boden wird die
Erde im Ofen etwas ausgehóhlt, um ihm groBero Tiefe
zu geben; dann wird er m it Kohlen oder yorkohltem Torf
gefullt und das Eisen, welches umgeschmolzen werden soli,
in kleinen StUeken oben aufgegeben. Unten ist eine Oeff
nung gelassen, groB genug, um einen auf dor Innenseite
m it Ton ausgeschlagenen eisernen Schopfloffel einzu-
fUhren. D urch eine andere kleine, wenig uber dem Boden
angelegte Oeffnung wird dio notige Luft m it einem groBen,
von einem Weibe bedienten Handblasebalg gegebon.
Schmilzt das Eisen nieder, so wird es in der Kelle auf-
gefangen und in die bereitgehaltenen Sandformen ge
gossen.
f B. V a le riu s: H andbuch der R oheisen-Fabrikation,
deutsch bearbeitet von C a rl I l a rt m a n n , Freiberg 1851,
S. 604 bis 614.
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