AEG 81701 M Manual de usuario Pagina 8

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Gerhard
Kamin t
Sonnenwendfeuer
in
Masuren
S
ommer 1928. Wir sind Oberprimaner und
fahren von Königsberg auf unserer
Klas-
senfahrt nach
Masuren.
Wir sind die letz-
te Klasse, die Ernst Wiechert vor seinem Weg-
gang nach Berlin führt,
aber
er kann nicht mit-
fahren. Seine Frau ist so krank, daß an ein
Wegkommen
nicht zu denken ist. Ich bespre-
che mit ihm die Fahrt, wir legen die Wander-
route
fest,
die an den Stätten seiner Kindheit
vorbeiführt, bekommen einen jungen Refe-
rendar mit und fahren im
Abteil
vierter Klasse
(für Reisende mit Traglasten) los. Ich erinnere
mich
deutlich daran, wie einzelne in langen
Hosen
mitfahren, jüngere Mitglieder unserer
Klasse,
die nur langsam in die Gemeinschaft
hinweinwachsen
und sich auf den stillen
Waldwegen
kurz
vor der Försterei Jegotschin
bei
Johannisburg seltsam in ihren Röhrenho-
sen neben uns ausnehmen. Die
erste
Nacht
wie
alle folgenden schlafen wir auf dem
Heu-
schober einer Försterei, und ich
sehe
als sei
es heute tief unter mir den Waldsee im
Abendlicht
sich verfinstern und zwischen
hohen Kiefern ins Schwarze der Nacht sinken.
Wir
brechen in aller Frühe auf. Die Landkar-
ten, die wir mithaben, sind unzulänglich. Ich
gebe
morgens die Route bekannt,
wir
wandern
in
kleinen Gruppen und treffen uns zu verein-
barten Zeiten. Die Wege durch die endlose Jo-
hannisburger Heide sind unergründlich, die
Landkarten
reichen kaum
hin.
Aber
wir
halten
die
allgemein vorgesehenen und genau be-
sprochene allgemeine Richtung ein. Am
Vor-
mittag
rasten wir im heißen Sonnenlicht an
einem Waldsee, und ich lege (so gläubig und
hingegeben waren wir, daß ich heute mit
Wehmut
daran zurückdenke) im Namen der
Klasse einen Zettel hinter die hohle Borke
einer Eiche, und auf dem Zettel
steht,
von der
Klasse akzeptiert und von mir geschrieben:
Nächte der
Fremde
VON
HELLMUT
WALTERS
Nächte der
Fremde,
in
denen
es
Sprache
wird,
was wir versäumt,
sie
holen
die
Tage
der
Heimat
her,
die wir
durchirrt,
vertan,
verträumt.
Jahrlang,
von Tag zu Tag,
Andeutung
half
uns
fort.
Das
Unsagbare
war
sagbar
zu
spät
wird
es
Wort.
„Ein Gruß an die Wälder seiner Heimat von
ihrem
treuesten Sohn Ernst Wiechert. Uber-
bringer:
Seine Klasse, die Oberprima des-
nigsberger Hufengymnasiums."
Mit
Ernst vollziehe ich die
Handlung
und
blicke
dabei in die Gesichter meiner Kamera-
den.
Wenn es das Bewußtsein einer Bruder-
schaft je zwischen uns gegeben hat, so in jenem
Augenblick.
Wir waren in einem anderen Sinn
seine Schüler, als das heutige Schülergenera-
tionen
vielleicht begreifen. Wir durchwander-
ten die Wälder seiner Kindheit, wir spürten,
daß er mitging, der
treueste
Freund unserer
unverbildeten
Empfindungen, der ständige
Hüter über unseren Erstgeburtsrechten, die
wir
so beschwor er uns nicht um ein
Lin-
sengericht verkaufen sollten.
Wir
wanderten drei Tage lang. Länger dau-
erten damals auch auf einer Oberprima
Klas-
senfahrten nicht, falls sie nicht in ein
Land-
schulheim
führten. Aber mir ist in Erinnerung,
als ob die Tage endlos waren, die Wälder vor
allem,
das riesige Revier hochstämmiger, rot-
leuchtender Kiefern und jahrhundertealter
Ei-
chen.
Am
letzten Abend übernachten wir in der
Scheune der Försterei am Dußsee, nicht weit
von
dem stillen
Philipponenkloster,
das
wir
am
Nachmittag
besucht hatten. Der Lehrer des
Dorfes trifft uns, lädt uns zum Sonnenwend-
feuer auf der Höhe über dem Dußsee ein und
ist einverstanden, als
wir
ihm vorschlagen, wir
wollten
zum Gelingen der Feier auf unsere Art
beitragen. Wir haben unsere Lauten mit und
können am Feuer spielen. Aber vorher planen
wir
anderes.
Als
die Dämmerung kommt, sammeln wir
uns in den Wiesen am Rand des Dußsees, zie-
hen
unsere Nachthemden über, binden uns
Taschentücher um den Kopf, versehen uns
jeder
mit einem Stock und steigen im Gänse-
marsch, eine vermummte Pilgerschar, in der
fallenden
Dämmerung langsam dumpfe
Laute im gleichen Rhythmus vor uns hersum-
mend
die Hügelkette hinauf. In der Ferne
im immer matt werdenden Licht sehen
wir
auf der Höhe die
Dorf
gemeinschaft, die nur
langsam auf uns aufmerksam
wird.
r die
Kinder
sind wir eine unheimliche Geister-
schar,r die Dorfjugend eine
Abordnung
aus
dem
Kloster vielleicht. Mit feierlich gleich-
bleibendem Schritt umkreisen wir den Men-
schenschwarm so lange, bis einzelne Laute
hörbar werden, ein Kichern, ein Tuscheln, ein
Flüstern und schließlich ein immer lauter wer-
dendes Brummen, bis die männliche Dorfju-
gend zuletzt wacker angreift, sich von allen
Großes
Moosbruch
im
Kreis
Labiau:
Die Torfziegel werden auf eine Karre geladen
Foto Schumacher
Seiten auf uns stürzt, und schließlich ein
Knäuel von Gliedmaßen sich kreischend und
stoßend ineinanderwälzt, wobei es nicht ohne
Schrammen und Wunden a/jointfilesconvert/476224/bgeht.
Endlich
geht alles in Frieden auseinander, und der
Leh-
rer, der uns der Dorfgemeinde vorstellt, be-
dankt
sichr den gelungenen Streich.
Ein
riesiger Holzstoß
wird
kurz
danach ent-
zündet, gegen den Nachthimmel aufgereckte
Stämme und trockenes Tannenreisig schleu-
dern
ihre Flammenbündel empor und lassen
einen Funkenregen nach allen Seiten nieder-
prasseln. Die Dörfler gruppieren sich um das
langsam niederbrennende Feuer, unsere
Lie-
der erklingen, wir tanzen in einem großen
Kreis
um die Flammen; einzelne beginnen
durch
kleine Glutfelder zu springen, und
immer
von Zeit zu Zeit, während die Lieder
verstummen, blicke ich ins Tal hinunter, wo
die
Nebel über dem Wasser brauen und die
Nonnen
im Kloster ihre Gebete verrichten. Bis,
Mitternacht
sitzen
wir
um das Feuer, und dann
geschieht das Unerwartete,r uns Unfaßliche.
Unser
Direktor, Walter Postelmann, ist, ohne
Eva
Busen
Ereignisreiche
Tage
im
Torfmoor
D
er Torf, die übliche Winterfeuerung in
unserer östlichen Heimat, wurde nicht
gestochen, sondern gestrichen. Wenn
im
Frühling, so um Mitte
Mai,
warmes Wetter
war,
hieß es bei den Bauern: „Morgen geht es in
den
Torf." Da wurde zunächst von einem ge-
eigneten Stück Moorboden die Grasnarbe ab-
getragen und soweit nachgegraben, bis die
fette,
feuchte Torferde zum Vorschein kam.
Wenn
es nötig war, mußte Wasser zugeführt
werden,
denn je feuchter die Torfmasse war,
um
so härter wurde der Torf und um so
besser
brannte er im Kachelofen oder in dem gemau-
erten
Herd.
War
nun die richtige Torfmischung erreicht,
stand ein
Mann
mit einer Karre bereit, belud
diese mit der nassen schweren Masse, ein an-
derer
Mann
packte die Karre und schob sie auf
einem mit Bohlen und Brettern befestigtem
Steig bis auf trockenes,
ebenes
Gelände. Dann
nahm
er eine andere, schon bereitstehende
Karre,
begab sich wieder in das Torfloch, und
die
gleiche Arbeit begann von neuem.
Auf
dem Gelände standen schon
zwei
Helfer
bereit, sie schaufelten die Torfmasse in eine
nasse
Holzform,
die in etwa acht bis zehn
klei-
nere Ziegel aufgeteilt war.
Hier
wurde die
Masse schön festgedrückt und glatt gestri-
chen. Daher der Name „Torfstreichen".
Das war immer eine schwere Arbeit und
konnte oft nur mit Nachbarschaftshilfe bewäl-
tigt werden. Wie überhaupt „Nachbarschafts-
hilfe"
bei kleinen Leute damals groß geschrie-
ben wurde. Niemand bat den Nachbarn ver-
geblich
um
Hilfe,
ob es beim Schweine-
schlachten, bei der Erntearbeit, beim Torf-
streichen oder gar bei einem Todesfall in der
Familie
war.
Auch
r die Bauersfrauen war dies eine
schwere Zeit. Sie hatten alle Hände
voll
zu tun,
um
r gutes Essen zu sorgen. Viele Scheiben
des kräftigen, selbstgebackenen Brotes
wur-
den
mit Mettwurst, Schinken oder Eiern be-
legt, in einen Spankorb gepackt und zum Früh-
stück auf das Feld getragen.
Zum
Mittagessen kamen die Leute nach
Hause
und erwarteten einen gut gedeckten
Tisch.
Eine Erbsensuppe mit Rauchfleisch war
immer
beliebt, auch eine Schüssel voller-
nigsberger Klopse, eine duftende Hühnersup-
pe oder die beliebten Pflaumenkeilchen. Das
Vesperbrot, oft bestand es aus dem köstlichen,
selbstgebackenen Hefekuchen, wurde auch
auf das Moor gebracht, mit
viel
Gerstenkaffee,
versteht sich.
War
die Arbeit des Torfstreichens vorbei,
ging
es an das Trocknen. Zunächst wurden die
Torfziegel
gekantet, damit sie von dem nassen
Untergrund
kamen. Einige Tage später, wenn
sie etwas a/jointfilesconvert/476224/bgetrocknet waren, wurden sie in
Häufchen von fünf bis sieben Stück aufgesetzt.
Dann
kamen sie noch einmal in größere
Hau-
fen
oder „Ringel", bis sie so trocken waren, um
eingefahren zu werden.
Bis
zur Roggenernte mußte der Torf trocken
im
Schuppen sein, das war ungeschriebenes
Gesetz bei den Bauern in unserer Gegend. Zu
der Arbeit des Torftrocknens wurden beson-
ders die größeren Kinder herangezogen.
Waren
keine Erwachsenen in der Nähe, be-
nutzten
die Jungen oft die Zeit, um „Bock-
springen"
über die Torfhäufchen zu veranstal-
ten. Dieses Hüpfen über die Torfringel war
nicht
ungefährlich. Gar zu leicht kam man den
stillgelegten Torfgruben zu nahe, in denen sich
Wasser angesammelt hatte.
So vergnügten sich an einem späten
Nach-
mittag
einmal
zwei
Jungen an diesem lustigen
Spiel.
Richtig, der Helmut Domke
fiel
dabei in
einen mit Wasser gefüllten Moortümpel. Er
behielt zwar die Fassung und mühte sich, wie-
der herauszukommen.
Allein
die Füße fanden
in
dem moorigen
Grund
keinen
Halt.
Bei dem
Herumpaddeln
versank er nur noch tiefer.
„Nu help mi doch rut!", rief er seinem Kame-
raden,
Fritz Meier, zu. Dieser lachte zuerst,
legte sich
aber
dann noch lang und versuchte
seinem Freund zu helfen. In dem glitschigen,
noch
von keinem Buschwerk bewachsenen
Ufer
fand er selbst keinen
Halt
und erreichte
den
anderen nicht. Dieses Geschehen wurde
von
einem Mädchen
beobachtet,
die etwas ab-
seits
von den Mooren ihre Gänse hütete.
Hannchen
Schröder hieß sie. Mit ihren 13 Jah-
ren
wirkte sie wie eine Zehnjährige,
hatte
aber
einen hellen Verstand und
Herz
und
Mund
auf
dem
richtigen Fleck. Flinken Schrittes lief sie
zu
den Jungen, band noch im Laufen ihre
Schürze ab und warf sie dem versinkenden
Jungen zu. Nun
hatte
auch Fritz Meier den
Ernst der Lage erkannt. Er zog sein
Hemd
über
den
Kopf und warf es ebenfalls dem anderen
zu.
Dieser
hatte
gerade noch soviel Kraft, den
rettenden
Halt
zu erfassen.
Mit
vereinten Kräf-
ten gelang es den
Helfern,
den Jungen aus dem
Moor
zu ziehen. Der blieb zunächst erschöpft
auf der Erde liegen, wo er vom Hannchen vom
gröbsten Modder gesäubert wurde. Wackeli-
gen Schrittes trabten beide Jungerrschließlich
nach Hause. Hannchen Schröder ging, als
wäre nichts geschehen, zu ihrer Gänseherde
zurück.
daß wir das Geringste davon geahnt hatten,
unter uns, wie immer in kurzen Hosen und mit
offenem Hemdkragen. Ernst, aufrecht, straff,
das Ganze wie selbstverständlich. „Ich bringe
euch Grüße von eurem Klassenlehrer. Ich
woll-
te nur sehen, wie es euch geht." Er drückt
jedem die
Hand,
bleibt ein paar Augenblicke
und
ist wieder verschwunden.
Heute,
wo ich dieses schreibe, ist
mir,
als er-
zählte ich ein Märchen. Und doch war es so.
Damals war Erziehung wir haben es dank-
bar erfahren aufs höchste
verbindlich,
rmd
Männer wie Postelmann, Ernst Wiechert und
Dr.
Handschuck warenr uns mehr als Lehrer/
Sie sind es bis heute geblieben. Fast
zweihun-
dert Kilometer war Postelmann unseretwegen
herausgekommenr ein paar
Augen-
blicke.
Es war die Wiechertklasse, und also
auch
seine Klasse.
Auch
damals, als wir vor
drei
Jahren mit Ernst Wiechert vierzehn Tage
im
Landschulheim Sarkau auf der Kurischen
Nehrung
gelebt hatten,
hatte
er uns besucht.
Er
glaubte an uns. Wir waren lange nach dem
Abitur
noch seine Hoffnung.
So leicht spricht sich das aus. Aber es lag
alles
darin,
was ein Erzieher an Liebe und Ver-
trauen schenken konnte. Jahrzehnte liegen
seit damals zurück. Jedesmal aber, wenn ich
irgendwo
mit jungen Menschen wie damals
am
Feuer saß, sah ich die Hügel am Dußsee in
Masuren
vor mir aufsteigen und hörte die
Stimme unseres verehrten Direktors: „Ich
bringe euch Grüße von eurem Klassenlehrer.
Ich wollte nur sehen, wie es euch geht." Und
sehe
den
Ring
sich schließen von dem, was wir
empfingen,
zu dem Wenigen, das wir weiter-
geben durften.
Bäume im
Wind
Heihol
Wir
reitet
der
Wind
Von der See her
Uber
die Hügel
Dahin,
Die aus der
Ebene
Ragen,
Wie
springt
er
Über die Gräben.
Glucksendes
Lachen
Verfängt
sich
In der
Tiefe
Des
Schilfs.
Brausend
Jagt
er
Die
schreienden
Möwen
Dahin.
Aber
die Bäume
Am
Rande
Der
Geest
Wiegen
sich
in ihm
Wie Bräute
Zum
Tanze.
Hans
Bahrs
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